Nun ist das Zeugnis, die Handzeichnung oder die alte Notiz eingescannt.
Aber die Qualität ist miserabel, alles voller Flecken, die Linien
unterbrochen und alles schief.
Aber dafür gibt es ja schließlich Grafikbearbeitungsprogramme, oder?
Im folgenden stelle ich ein paar Schritte vor, mit denen ein Bitmap,
d.h. eine schwarz-weiße Grafik ein bißchen aufpoliert werden kann,
so daß sich ein vorzeigbares Ergebnis ergibt.
Die Beispiele beziehen sich auf das Grafikbearbeitungsprogramm
PaintShopPro, lassen sich aber mit allen guten Programmen dieser
Sparte auch nachvollziehen.
Da diese Beschreibung sich nur um die Ausbesserung von gescannten
Bitmaps dreht, hier nur ein paar kleine Hinweise zum Scannen selbst:
Sollte die Grafik nicht gerade eingescannt worden sein, dann muß sie
nochmal gescannt werden. Dies verhindert daß beim Drehen zuviele "Fehler"
in die Grafik hineinkommen und die Buchstaben und Linien "verrutschen".
Ist es aber nicht mehr möglich, einen neuen Scan anzufertigen, dann
muß ich die Grafik mittels Programm vorsichtig drehen.
Beim Drehen um 90, 180, 270, etc. Grad geht kein Pixel verloren, da hier
die Pixel lediglich anders angeordnet werden. Wird die Grafik jedoch um weniger
(oder mehr) gedreht, ist die Gefahr hoch, daß bei der Neuberechnung der
Position der Pixel Fehler bzw. Ungenauigkeiten durch Rundungen etc. entstehen,
so daß anschließend Pixel fehlen oder welche hinzugekommen sind.
Um die Ungenauigkeiten besser ausgleichen zu können, erhöhe ich die Farbtiefe
des Bildes auf Graustufen (256 Graustufen bzw. 8-Bit Farbtiefe) mit dem Menü
"Farben", "Graustufenbild". Dadurch werden
Rundungen als verschiedene Graustufen beim gedrehten Bild dargestellt.
Als nächsten Schritt drehe ich also das Bild mit dem Menü "Bild", "Drehen". Dabei
kann ich nicht nur ganze Gradzahlen, sondern auch Kommastellen eingeben.
Wichtig ist hierbei zu bedenken, daß jedes Drehen noch mehr Ungenaugigkeiten
erzeugt. Wenn ich daher nicht exakt das gewünschte Endergebnis erziele,
mache ich den Vorgang einfach rückgängig (also zurück zum Ausgangsbild) und drehe nochmal,
anstatt weiterzudrehen.
Ist die Grafik nun in der Endposition, wandele ich mit dem Befehl "Farben",
"Farbtiefe verringern", "2 Farben (1 Bit)" die Grafik wieder in eine Bitmap um.
Hierbei muß darauf geachtet werden, daß die Reduktionsmethode "ähnliche Farben"
lautet, denn bei den "Rastern" oder "Mustern" werden aus Grauwerten entsprechende
Pixelmuster erzeugt.
Dazu stelle ich den Pinsel (manchmal auch Bleistift genannt) auf
die maximale Härte (was bei Bitmaps unter PSP automatisch ist), und auf
einen Durchmesser von 20-40 Pixeln - je nach Auflösung.
Und dann gehe ich - angefangen an der oberen Ecke - Zeile für Zeile
durch das stark vergrößerte Bild und entferne alle einzelnen Punkte
die der Scanner fehlerhaft produziert hat. Auch gröbere Unebenheiten
entferne ich in diesem Schritt.
Dazu stelle ich den Pinsel auf 3-5 Pixel ein und zoome mich auf die entsprechend
fehlerhaft aussehenden Stellen. Dazu muß - je nach Größe der Grafik - jede Stelle
u.U. in Augenschein genommen werden. Alternativ hilft ein Ausdruck auf Papier,
auf dem diese fehlerhaften Stellen schneller zu erkennen sind.
Bei Buchstaben handelt es sich meist um Verschmelzungen von aufeinander folgenden
Buchstaben, bei denen es manchmal sinnvoll ist eine Lücke von 2-3 Pixeln dazwischen
zu setzen. Oder die Leerräume der Buchstaben sind gefüllt. Auch hier hilft es
ganz vorsichtig zwei Pixel breite weiße Flächen oder Linien hinein zu setzen.
Wichtig ist es, nicht die Buchstaben zur Perfektion zu bringen - das würde sofort
als Manipulation auffallen - sondern lediglich zu dünne oder zu dicke Linien
etwas auszubessern.
Auch bei den Linien gehe ich wie bei den Buchstaben vor. Hier gibt es aber einen
kleinen Trick, der die Sache beschleunigen kann:
Ich markiere die gesamte Linie (d.h. alle Pixel darin) mit Hilfe des Zauberstabes
(Auswahlwerkzeug).
Danach erweitere ich die Markierung (Auswahl) über das Menü "Auswahl",
"Modifizieren", "erweitern" um zwei Pixel. Dadurch verschwinden kleinere
Unebenheiten des Originals wie beim Aufblasen eines Ballons.
Anschließend reduziere ich die Auswahl wieder mit dem Menü "Auswahl",
"Modifizieren", "verkleinern" wieder um zwei Punkte.
Da sich hierbei noch nichts verändert hat, drücke ich nun zum Schluß
einfach die Taste "Entfernen", damit sich der ausgewählte
Bereich komplett mit der Hintergrundfarbe (die schwarz sein sollte) füllt.
Die Benutzung der Taste "Entfernen" bedeutet nichts anderes, als das - im
ausgewählten Bereich - Pixel entfernt werden. Da es aber üblicherweise keine
komplett leeren Bereiche bei Grafiken gibt, entspricht dieser Vorgang dem
Füllen mit der Hintergrundfarbe - also der Farbe der "Leinwand".
Eventuell muß die Prozedur ein paar Male wiederholt werden, aber von einer größeren Ausweitung der Pixel kann ich eher abraten, denn dadurch vergrößern sich die Nebeneffekte: Abrundung aller Winkel außen und Innen, Verdickung von größeren Knubbeln, etc.
Fehlende Linienstücke sollten natürlich zuvor ergänzt werden, da diese nicht aus dem Nichts wieder auftauchen - aber auch hier gilt: Lieber vorsichtig ergänzen, als radikal alles Löschen und neue Linien ziehen.
Nun passe ich noch evtl. die Auflösung der Bitmap an. Da die Scanprogramme zum Teil die Auflösung nicht korrekt in die Bilddatei einspeisen, muß ich mit dem Menü "Bild", "Bildgröße", "Druckgröße" die ursprüngliche Auflösung des Scannvorgangs einstellen. Hierbei verändert sich nicht die Anzahl der Pixel sondern lediglich die Dichte - und diese ist für den Ausdruck später interessant.
© 09/2004 · Dirk Weikard
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