Eingescannte Bitsmaps aufpolieren

Nun ist das Zeugnis, die Handzeichnung oder die alte Notiz eingescannt. Aber die Qualität ist miserabel, alles voller Flecken, die Linien unterbrochen und alles schief.
Aber dafür gibt es ja schließlich Grafikbearbeitungsprogramme, oder?

Im folgenden stelle ich ein paar Schritte vor, mit denen ein Bitmap, d.h. eine schwarz-weiße Grafik ein bißchen aufpoliert werden kann, so daß sich ein vorzeigbares Ergebnis ergibt.
Die Beispiele beziehen sich auf das Grafikbearbeitungsprogramm PaintShopPro, lassen sich aber mit allen guten Programmen dieser Sparte auch nachvollziehen.

Der Anfang: Scannen

Da diese Beschreibung sich nur um die Ausbesserung von gescannten Bitmaps dreht, hier nur ein paar kleine Hinweise zum Scannen selbst:

  1. Die Vorlage sollte möglichst immer exakt gerade eingescannt werden (s.u.)
  2. Die Auflösung für das Scannen in schwarz/weiß (Bitmap) sollte möglichst hochgewählt werden und kann (ausnahmsweise) über der physikalischen Auflösung des Scanners liegen.
    Ein guter Wert liegt bei 1.200 dpi, da eine höhere Auflösung keine besseren Ergebnisse liefert. Unter 300 dpi sollte niemals gescannt werden.
    (Diese Werte beziehen sich auf die 100% Reproduktion für den Ausdruck)
  3. Das Original sollte immer - für eine eins-zu-eins Reproduktion - mit 100% eingescannt werden, d.h. der Scan sollte die (intern vermerkte) Größe des Originals besitzen. (Das hat nichts mit der Auflösung zu tun.)

Erster Schritt: Drehen der Grafik

Sollte die Grafik nicht gerade eingescannt worden sein, dann muß sie nochmal gescannt werden. Dies verhindert daß beim Drehen zuviele "Fehler" in die Grafik hineinkommen und die Buchstaben und Linien "verrutschen".
Ist es aber nicht mehr möglich, einen neuen Scan anzufertigen, dann muß ich die Grafik mittels Programm vorsichtig drehen.

Beim Drehen um 90, 180, 270, etc. Grad geht kein Pixel verloren, da hier die Pixel lediglich anders angeordnet werden. Wird die Grafik jedoch um weniger (oder mehr) gedreht, ist die Gefahr hoch, daß bei der Neuberechnung der Position der Pixel Fehler bzw. Ungenauigkeiten durch Rundungen etc. entstehen, so daß anschließend Pixel fehlen oder welche hinzugekommen sind.
Um die Ungenauigkeiten besser ausgleichen zu können, erhöhe ich die Farbtiefe des Bildes auf Graustufen (256 Graustufen bzw. 8-Bit Farbtiefe) mit dem Menü "Farben", "Graustufenbild". Dadurch werden Rundungen als verschiedene Graustufen beim gedrehten Bild dargestellt.

Als nächsten Schritt drehe ich also das Bild mit dem Menü "Bild", "Drehen". Dabei kann ich nicht nur ganze Gradzahlen, sondern auch Kommastellen eingeben.
Wichtig ist hierbei zu bedenken, daß jedes Drehen noch mehr Ungenaugigkeiten erzeugt. Wenn ich daher nicht exakt das gewünschte Endergebnis erziele, mache ich den Vorgang einfach rückgängig (also zurück zum Ausgangsbild) und drehe nochmal, anstatt weiterzudrehen.

Ist die Grafik nun in der Endposition, wandele ich mit dem Befehl "Farben", "Farbtiefe verringern", "2 Farben (1 Bit)" die Grafik wieder in eine Bitmap um.
Hierbei muß darauf geachtet werden, daß die Reduktionsmethode "ähnliche Farben" lautet, denn bei den "Rastern" oder "Mustern" werden aus Grauwerten entsprechende Pixelmuster erzeugt.

Zweiter Schritt: Entfernen aller Flecken

Dazu stelle ich den Pinsel (manchmal auch Bleistift genannt) auf die maximale Härte (was bei Bitmaps unter PSP automatisch ist), und auf einen Durchmesser von 20-40 Pixeln - je nach Auflösung.
Und dann gehe ich - angefangen an der oberen Ecke - Zeile für Zeile durch das stark vergrößerte Bild und entferne alle einzelnen Punkte die der Scanner fehlerhaft produziert hat. Auch gröbere Unebenheiten entferne ich in diesem Schritt.

Dritter Schritt: Ausbessern der Buchstaben

Dazu stelle ich den Pinsel auf 3-5 Pixel ein und zoome mich auf die entsprechend fehlerhaft aussehenden Stellen. Dazu muß - je nach Größe der Grafik - jede Stelle u.U. in Augenschein genommen werden. Alternativ hilft ein Ausdruck auf Papier, auf dem diese fehlerhaften Stellen schneller zu erkennen sind.
Bei Buchstaben handelt es sich meist um Verschmelzungen von aufeinander folgenden Buchstaben, bei denen es manchmal sinnvoll ist eine Lücke von 2-3 Pixeln dazwischen zu setzen. Oder die Leerräume der Buchstaben sind gefüllt. Auch hier hilft es ganz vorsichtig zwei Pixel breite weiße Flächen oder Linien hinein zu setzen.
Wichtig ist es, nicht die Buchstaben zur Perfektion zu bringen - das würde sofort als Manipulation auffallen - sondern lediglich zu dünne oder zu dicke Linien etwas auszubessern.

Vierter Schritt: Ausbessern der Linien

Auch bei den Linien gehe ich wie bei den Buchstaben vor. Hier gibt es aber einen kleinen Trick, der die Sache beschleunigen kann:
Ich markiere die gesamte Linie (d.h. alle Pixel darin) mit Hilfe des Zauberstabes (Auswahlwerkzeug).
Danach erweitere ich die Markierung (Auswahl) über das Menü "Auswahl", "Modifizieren", "erweitern" um zwei Pixel. Dadurch verschwinden kleinere Unebenheiten des Originals wie beim Aufblasen eines Ballons.
Anschließend reduziere ich die Auswahl wieder mit dem Menü "Auswahl", "Modifizieren", "verkleinern" wieder um zwei Punkte.
Da sich hierbei noch nichts verändert hat, drücke ich nun zum Schluß einfach die Taste "Entfernen", damit sich der ausgewählte Bereich komplett mit der Hintergrundfarbe (die schwarz sein sollte) füllt.
Die Benutzung der Taste "Entfernen" bedeutet nichts anderes, als das - im ausgewählten Bereich - Pixel entfernt werden. Da es aber üblicherweise keine komplett leeren Bereiche bei Grafiken gibt, entspricht dieser Vorgang dem Füllen mit der Hintergrundfarbe - also der Farbe der "Leinwand".

Eventuell muß die Prozedur ein paar Male wiederholt werden, aber von einer größeren Ausweitung der Pixel kann ich eher abraten, denn dadurch vergrößern sich die Nebeneffekte: Abrundung aller Winkel außen und Innen, Verdickung von größeren Knubbeln, etc.

Fehlende Linienstücke sollten natürlich zuvor ergänzt werden, da diese nicht aus dem Nichts wieder auftauchen - aber auch hier gilt: Lieber vorsichtig ergänzen, als radikal alles Löschen und neue Linien ziehen.

Fünfter und letzter Schritt: Auflösung anpassen

Nun passe ich noch evtl. die Auflösung der Bitmap an. Da die Scanprogramme zum Teil die Auflösung nicht korrekt in die Bilddatei einspeisen, muß ich mit dem Menü "Bild", "Bildgröße", "Druckgröße" die ursprüngliche Auflösung des Scannvorgangs einstellen. Hierbei verändert sich nicht die Anzahl der Pixel sondern lediglich die Dichte - und diese ist für den Ausdruck später interessant.

© 09/2004 · Dirk Weikard

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